August 2005
Es war Sommer, die Bikesaison mitten am Laufen, wurde uns ein Clubhaus in der Nähe von Hohenzell, fast an der B141 gelegen, zu teil. Unser Stammtisch-Dasein in einem der umliegenden Gasthäuser
wurde uns zu trist, und alle hatten es satt, durch das ständige Treffen am Stammtisch in fremde Taschen zu wirtschaften. Waren wir doch der Meinung, es sei besser, unsere cluborientierte
Herangehensweise in einem eigenen Clubhaus besser organisieren zu können. Nach nicht allzu langer Suche hatten wir Glück und wir konnten eine geeignete Location für uns, die wir nun unser
Clubhaus nennen, ergattern. So ging es denn darum, aus dem gewonnen Objekt etwas bikertaugliches zu machen. Alle von uns packten ordentlich an, und in kürzester Zeit schafften wis, aus einer
"Bruchbude" enen gemütlichen Treffpunkt zu errichten.
Da nicht alle unter uns Erfahrungen in der Biker-Szene hatten, stellten wir es uns am Anfang etwas zu leicht vor. Bald erkannten wir, dass man es nicht einfach so mit Bikern aller Willkür zu tun
hat, sondern dass es um eine astreine Szene geht, nämlich die MC-Scene. Anders, so wie manche unter uns es noch von früher her kannten, dass sich viele Freebiker mit bunten Kutten, oder einfach
im Bikerdress auf den Festen tummelten, erwartete uns nun eine fest eingeschworene Gemeinschaft, in der wir uns anfangs sehr abseits stehend fühlten. Zwar konnten wir in dieser MC-Landschaft
Kontakte knüpfen, die ebenfalls eher am Rande in der Szene angesiedelt waren, dies war jedoch nicht zufriedenstellend für uns, da wir uns dadurch nicht szeneeinwärts bewegen würden. Jedoch genau
das wollten wir. Und so beschlossen wir, uns einfach mit Kutte, jedoch ohne Rücken-Colour, weiterhin in der Szene aufzuhalten. Allerdings trugen wir einen Brust-Patch, der seitens der ÖBU nach
Absprache akzeptiert war. Somit glaubten wir, in der Szene einigermaßen akzeptiert zu sein, fühlten uns vom Status her jedoch nicht einmal als Hangaround-Club. Hangarounds erfuhren ja bereits
eine Zuordnung zu einem MC. Wir, der ganze Haufen, waren ja noch kein MC, und so gab uns das nicht allzu viel Halt.
Ein Angebot aus der österreichischen MC-Szene, uns als Chapter eines bereits bestehenden Clubs zu beteiligen, hat uns obendrein ordentlich Schwierigkeiten eingebrockt und wir waren nach einer
entsprechenden Abmahnung, die an uns im Rahmen eines Festes eindeutig ausgedrückt wurde, beinahe im Begriff alles hinzuwerfen. Doch genau in diesem Moment, wo wir fast zerbrochen waren und uns in
der MC-Szene kaum noch Chancen ausrechneten, kam der entscheidende Hinweis eines in der Szene fest integrierten Members, der lautete: "Gebt nicht auf, geht Euren Weg ganz gerade. Lasst Euch so
oft blicken, wie es Euch nur möglich ist. Zeigt, dass Euer Haufen zusammenhält und dass Ihr Euch gemeinsam präsentieren wollt. Verliert nie die Geduld. Zeigt, dass Ihr mit Gruß und Respekt auf
die Szene zugehen wollt, und dass es Euch mit dem MC-Status ernst ist.
Da dieser Hinweis nicht von irgendjemand stammte, packte uns noch einmal der Mut und wir warteten die kommende Zeit ab. Wir ließen fast keine Fete aus, beteiligten uns an gemeinsame Aktivitäten,
drehten unseren Kilometerzählern die Tausender hinauf. Wir betraten die Events gemeinsam und machten die Begrüßungsrunden, nahmen uns die Gepflogenheiten der anderen Clubs zu Herzen.
Auch wenn dies anfangs nur ein ganz kleines Licht am Ende des Tunnels zu sein schien. Wir konnten unsere Unterhaltungen mit anderen Clubs vertiefen und erhielten so fortlaufend immer wieder
wertvolle Tipps für unseren Werdegang.
Oktober 2009
Die ÖBU hält eine Sitzung im Hause des Kraxenberg MC. Während unseres Eintritts in das Sitzungszimmer herrschte bereits gute Stimmung, da der anwesende, damals noch unter MFG fahrende Nordwald
MC, zum MC Status konvertiert war und dieser seinen Respekt mit ein paar Runden Cola Whiskey kund tat. Bei dieser Sitzung wurden wir seitens der ÖBU als Hangaround Club vorgeschlagen, was
bestätigte, dass sich unsere Mühen nun doch auszahlten. Mit der Auflage, ein weiteres Jahr so weiterzumachen wie bisher, könne man in einem Jahr dann über den Prospect Status diskutieren. Und
genauso machten wir weiter.
Oktober 2010
Wir durften einer weiteren ÖBU-Sitzung beiwohnen und peilten nun den Prospect Status an. Unsere Erwartungen gingen ganz klar in diese Richtung und uns wurde, so wie wir es erhofft und auch
bereits erwartet hatten, der Prospect Status anerkannt. Von nun an, wo die Rückseite unserer Kutten nicht mehr ganz so blank poliert aussah, fühlten wir uns der Szene bereits zugehörig. Wir
erfuhren das alleine schon durch die Art der Begrüßungen, der Gesprächskultur und der Vielzahl an Einladungen. Die unangenehmen Fragen waren Vergangenheit und wir fühlten uns immer wohler unter
den anderen Clubs. Auch auf unseren eigenen Festen konnten wir anhand der anwachsenden Gästezahl die immer stärkere Akzeptanz uns gegenüber spüren.
Freitag 11.11.11
Im Sitzungsraum des Kraxenberg MC waren alle Blicke auf uns gerichtet. Was würde nun kommen? Würden wir uns den erträumten MC Status verdient haben? Würden wir die Voraussetzungen erfüllt haben?
Haben wir uns zu viele Fehler geleistet? Die Spannung in jedem von uns stieg, wir waren voller Erwartungen. Nach ein paar einleitenden Worten der ÖBU und ein paar Rückblicken, die unser Auftreten
und Handeln in der letzten Zeit widergaben, kam man schließlich emotionslos zur Ansicht, dass wir noch nicht weit genug sein sollten.
Doch die auf Ernst getrimmten Mienen hielten nicht lange stand, denn sie waren Teil eines kleinen, ausgemachten Scherzes. man überraschte uns schließlich mit den Worten: "Wir wollen Euch als
Fullmember in der ÖBU haben!" Das schlug ein wie eine Bombe in unseren Bikerherzen und wir konnten es nach so langer Zeit noch gar nicht richtig begreifen. Ab nun ein MC zu sein, Vollmitglied in
der ÖBU, willkommen bei den anderen Clubs, erfüllt unser Bikerherz mit Stolz. Ein dicker Hauch von Respekt fegte durch den Raum, die ganze Runde lachte, applaudierte und gratulierte uns. Wir
ließen uns nicht lange bitten und zollten unseren Respekt mit paar Runden Cola Whiskey.
Bei allen, die uns auf unserem Weg unterstützt haben, möchten wir uns hiermit aufrichtig bedanken. Vieles ist nur durch manche Ratschläge und Respekt machbar geworden. Ohne diese hätten wir es
wahrscheinlich nicht geschafft. Wir freuen uns auf die kommende Bike-Saison, auf die bevorstehenden Feten, auf die gemeinsamen Aktivitäten und dass wir eine fixe Position in der österreichischen
MC-Szene einnehmen dürfen.
Der Nippons MC Austria